Die Totenkopfschwebfliege (Myathropa florea) gehört zur Familie der Schwebfliegen (Syrphidae). In Mitteleuropa ist sie weit verbreitet. Man findet sie vor allem in Wäldern, aber auch auf Halbtrockenrasen und in Gärten.
Foto: Rui Felix

leisten sowohl für die Ökosysteme als auch für die einen wichtigen Dienst: Weltweit sind fast 90 Prozent der blühenden Wildpflanzen zumindest teilweise auf eine Bestäubung durch Tiere angewiesen. Und auch mehr als drei Viertel aller Nutzpflanzen brauchen Blütenbesucher, wenn sie einen hohen Ertrag und eine gute Qualität liefern sollen. Wie aber steht es um diese wichtigen Helfer? Wo sind ihre Bestände bedroht, und was lässt sich dagegen tun? Um das zu beurteilen, fehlt es in Europa bisher an systematischen Bestandsaufnahmen. Ein neues Projekt namens SPRING (“Strengthening Pollinator Recovery through Indicators and monitoring”) soll nun Abhilfe schaffen: Koordiniert vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) sowie dem britischen Centre for Ecology and Hydrology (UKCEH) arbeitet ein internationales Forschungsteam aus zunächst 19 Partnern an einer EU-weiten Volkszählung der Bestäuber. 

Außer Honigbienen und vielleicht noch ein paar Schmetterlingen gibt es nur wenige Insekten mit Prominenten-Status. Auch wenn viele Arten als Bestäuber eine wichtige Rolle spielen, fliegen sie weitgehend unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung. Inzwischen aber ist das Interesse an diesen Tieren auch in Gesellschaft und Politik deutlich gestiegen. Denn immer klarer wird, dass ohne diese Arten Ökosystemen und Wirtschaft massive Schäden drohen. Als Reaktion darauf hat sich die EU-Bestäuberinitiative verpflichtet, ein EU-weites Monitoring zu entwickeln, das qualitativ hochwertige Daten bereitstellt, um den Zustand und die Entwicklung von Bestäubern zu bewerten.

“Auf EU-Ebene hat man parteiübergreifend den Eindruck, dass wir in Europa bessere Indikatoren für den Zustand der brauchen”, sagt der UFZ-Biodiversitätsforscher Prof. Josef Settele. Wie steht es um die biologische Vielfalt einer Region? Sind dort schon schleichende Verluste im Gange, die zu ernsthaften Problemen etwa in der Nahrungsmittelproduktion führen könnten? Bisher lässt sich das nur an wenigen, gut untersuchten Gruppen von Pflanzen und Tieren wie etwa Vögeln oder Tagfaltern festmachen. Mit SPRING wird dieses bisher noch recht unvollständige Bild neue Facetten bekommen. Denn das Projekt soll dazu beitragen, eine EU-weite Volkszählung der Bestäuber zu etablieren.

Das Konzept für ein “EU-Programm zum Bestäuber-Monitoring” (EU Pollinator Monitoring Scheme) hat eine internationale Gruppe von Fachleuten entwickelt und im Jahr 2020  veröffentlicht. Mit einem Budget von fünf Millionen Euro ausgestattet, wird das SPRING-Projekt bis 2023 einen Teil davon umsetzen. Insgesamt 19 Forschungsinstitutionen werden daran mitarbeiten, Josef Settele vom UFZ und Dr. David Roy vom UK Centre for Ecology & Hydrology im britischen Wallingford haben die Koordination übernommen.

“Als Blaupause für die Erfassung der Bestäuber werden wir auch das Tagfalter-Monitoring verwenden, das es in vielen europäischen Ländern schon gibt”, erklärt UFZ-Biologin Elisabeth Kühn, die das deutsche Tagfalter-Monitoring koordiniert. Dieses Citizen Science-Projekt hat das UFZ im Jahr 2005 zusammen mit der Gesellschaft für Schmetterlingsschutz (GfS) ins Leben gerufen. Seither laufen Freiwillige im Sommerhalbjahr bundesweit immer wieder festgelegte Strecken ab und zählen die dabei gesichteten Schmetterlinge. Nach dem gleichen Prinzip werden inzwischen auch in zahlreichen anderen Ländern Europas jedes Jahr die Tagfaltervorkommen erfasst.

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