Wertvoller Trockenlebensraum am Rißbach in Oberbayern / Photo: Michael Schödl
Wertvoller Trockenlebensraum am Rißbach in Oberbayern / Photo: Michael Schödl

Hilpoltstein – Trockenlebensräume sind für viele hochspezialisierte Arten essenziell. Doch die wertvollen Lebensräume schwinden zunehmend. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, hat der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) nun das auf sechs Jahre angelegte Projekt „Bayerns Seltenste: Arten der Trockenlebensräume“ gestartet. „Mit dem Projekt möchten wir im Gebiet zwischen Lech und Isar wertvolle Trockenlebensräume schützen, verbessern und verbinden. So sollen Bedingungen entstehen, die es den seltenen Arten dort ermöglichen, auch zukünftig zu überleben“, erklärt Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV. Gefördert wird das Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sowie des Bayerischen Naturschutzfonds (BNF).

Ein Leben im Extremen: In Tälern der alpinen Flüsse, wo der Wasserstand und die Temperaturen stark schwanken, fühlen sich vom Aussterben bedrohten Arten wie die Gefleckte Schnarrschrecke, der Kiesbank-Grashüpfer oder die Deutsche Tamariske, ein seltener Rispelstrauch, wohl. Mal ist es staubtrocken, dann wieder steht das Wasser meterhoch. „Wo diese Dynamik verloren gegangen ist, haben Spezialisten wie Schnarrschrecke und Co. keine Überlebenschance. Durch die Eingriffe in den Gewässer- und Geschiebehaushalt vieler Fließgewässer – zum Beispiel durch den Bau von Wehren, Deichen oder Dämmen für die Wasserkraftnutzung – sind ihre Lebensräume besorgniserregend geschrumpft“, erklärt LBV-Projektleiter Fabian Unger. An vielen Stellen sind die ohnehin seltenen Arten sogar bereits verschwunden.

Mit seinem neuen Projekt will der LBV in den kommenden sechs Jahren den Erhalt der Arten im Gebiet zwischen Lech und Isar durch den Schutz, die Verbesserung und die Verbindung geeigneter Lebensräume fördern. BfN und BUMV fördern im Bundesprogramm Biologische Vielfalt herausragende Konzepte und innovative Projektideen, die unter anderem dem Schutz der Biodiversität in Deutschland dienen. Das Projekt „Bayerns Seltenste: Arten der Trockenlebensräume“ des LBV trägt mit den
geplanten Maßnahmen zur Förderung und zum Erhalt von Trockenlebensräumen und ihren typischen Arten bei.
Dazu plant der Naturschutzverband eng mit Behörden wie Wasserwirtschaftsämtern, Unteren und Höheren Naturschutzbehörden, den Bayerischen Staatsforsten sowie kommunalen Grundeigentümer*innen zusammenzuarbeiten. Außerdem sollen die Bestände der Gefleckten Schnarrschrecke, des Kiesbank-Grashüpfers, des Flussregenpfeifers und der Deutschen Tamariske erhoben und mittels artspezifischer Hilfsmaßnahmen wie der Schaffung von Ausbreitungskorridoren gefördert werden. Zur Bestandsstützung der Arten sind auch Ansiedlungen in Abbau- und Lagerstätten geplant. „Die vom Aussterben bedrohte Deutsche Tamariske und der europaweit geschützte Lebensraumtyp ‚Alpine Fließgewässer mit Ufergehölzen von Deutscher Tamariske' haben innerhalb von Deutschland ihren Verbreitungsschwerpunkt in Bayern. Der Bayerische Naturschutzfonds bezuschusst das Projekt deshalb gerne mit 10 Prozent der Projektkosten“, erklärt Ulrike Lorenz, Vorständin des Bayerischen Naturschutzfonds.

Zum Projekt:
Das Projekt „Bayerns Seltenste: Arten der Trockenlebensräume“ wird der LBV vom 1.6.2023 bis zum 31.5.2029 durchführen. Neben Maßnahmen zur Verbesserung und Förderung der Erhaltungszustände von Trockenlebensräumen werden trockenlebensraumtypische Arten wie die Gefleckte Schnarrschrecke, der Kiesbank-Grashüpfer, die Deutsche Tamariske und der Flussregenpfeifer gezielt gefördert. Die Maßnahmen werden in Zusammenarbeit mit Behörden und Grundeigentümer*innen durchgeführt. Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz mit insgesamt etwa 580.000 Euro gefördert. Weitere circa 115.000 Euro steuert der Bayerische Naturschutzfonds bei.

Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) e.V.
www.lbv.de