Turmfalke auf Strommast. Photo: NABU/ Olaf Titko
Turmfalke auf Strommast. Photo: NABU/ Olaf Titko

Berlin – Eine neue Studie im Auftrag des NABU liefert eine Übersicht zum an Stromleitungen in der EU. An den Leitungen können Vögel durch Erd- oder Kurzschlüsse an Masten oder durch Kollisionen an Freileitungen sterben. Die Datenanalyse des Vogelschutzverbands „Raptor Protection Slovakia“ zeigt, dass alle 27 EU-Staaten mit diesen Gefährdungen zu kämpfen haben.

Es gibt jedoch sehr unterschiedliche rechtliche Vorgaben und technische Lösungen. Die Studienautoren haben für die Studie Vogelschutzverbände in allen EU-Mitgliedstaaten befragt. Dabei ging es um betroffene Arten, die rechtliche Situation und die Wirksamkeit technischer Lösungen. „Ziel sollte es sein, den Netzausbau und die Bestandsleitungen in Europa verbindlich vogelsicher zu machen. Unsere Studie zeigt aber, dass wir davon noch weit entfernt sind“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

In Deutschland sterben trotz im Bundesnaturschutzgesetz geregelter Entschärfungspflicht gefährlicher Masten am häufigsten Weißstörche und Mäusebussarde durch Stromschläge. Das zeigen die beim NABU gemeldeten Vogelfunde unter Stromleitungen. Osteuropäische Kaiseradler und Sakerfalken sind durch ungesicherte Strommasten sogar in ihren Beständen gefährdet. Leitungskollisionen, ein noch weniger beachtetes Problem, fordern unter Schwänen, anderen Wasser- und Großvögeln die meisten Opfer. Allein im deutschen Höchst- und Hochspannungsnetz ging der NABU bisher von mindestens 1,5 Millionen Anflugopfern pro Jahr aus, deutlich mehr als an Windenergieanlagen.

Die NABU-Studie zeigt die in den verschiedenen Ländern eingesetzten technischen Lösungen und bewertet diese. So können Masten vogelsicher errichtet oder nachträglich etwa mit speziellen Abdeckungen vergleichsweise einfach sicherer gemacht werden. Durch das Anbringen von Vogelschutzmarkierungen an Stromleitungen sind diese für Vögel besser erkennbar. Dadurch werden Kollisionen um 60 bis 95 Prozent reduziert. Vor allem in vielen osteuropäischen Ländern gibt es zwar oft erfolgreiche Artenschutzprojekte, aber es fehlt die politische Anerkennung des Problems, ein Umsetzungsdruck für Netzbetreiber und notwendige Kontrollen. In Ländern wie den Niederlanden oder Schweden wird vielerorts der letztlich wirksamste Vogelschutz durch den Einsatz von Erdkabeln erreicht.

Verunglückte Vögel können auch selbst eine Gefahr sein, wenn sie Stromausfälle verursachen oder bei großer Trockenheit Brände auslösen. Dies könnte in der Zukunft häufiger zum Problem werden, da Trockenperioden zunehmen oder das Schienennetz in Europa weiter elektrifiziert wird.

„Der konsequente Einsatz der besten vorhandenen technischen Lösungen, begleitet von rechtlicher Verpflichtung und Kontrolle in allen EU-Staaten ermöglicht die Vereinbarkeit von Vogelschutz und dem notwendigen Ausbau der Infrastruktur. Dafür sollte die EU-Kommission Standards erarbeiten”, so Eric Neuling, NABU-Vogelschutzexperte, „Viele der zusammengetragenen Maßnahmen könnten außerdem schon jetzt in Ländern auf dem Zugweg europäischer Vogelarten im östlichen Mittelmeerraum oder in ostafrikanischen Überwinterungsgebieten angewendet werden. Umso hilfreicher wäre eine einheitliche Empfehlung der EU-Kommission.”

NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.)
www.nabu.de