Photo: Gaertringen / Pixabay
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München / Hamburg / Berlin / Stuttgart. Die Europäische Bürger*inneninitiative (EBI) Fur Free Europe (Pelzfreies Europa) wurde am 01. März 2023 um Mitternacht vorzeitig geschlossen – zweieinhalb Monate vor dem offiziellen Ablauf der Frist am 18. Mai. Der Grund dafür ist, dass in weniger als zehn Monaten eine Rekordzahl von mehr als 1,7 Millionen Unterschriften gesammelt werden konnte: 1,6 Millionen EU-Bürger*innen, die eine starke Botschaft an die Europäische Kommission gesendet haben! Sie fordern ein Ende der grausamen Praxis der Pelztierzucht und des -handels. Das deutsche Bündnis, bestehend aus VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz, dem Deutschen Tierschutzbund, dem Deutschen Tierschutzbüro, Pro Wildlife, Humane Society International/Europe, der Deutschen Tier-Lobby, ANIMALS UNITED sowie den Menschen für Baden-Württemberg, hat gemeinsam den größten Anteil der Stimmen generiert.

„Die Europäische Bürger*inneninitiative hat Rekordzahlen erreicht. Über 1,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger haben bereits für ein Verbot der Pelzindustrie gestimmt. Das Stimmungsbild der Öffentlichkeit ist damit eindeutig: Pelz ist gesellschaftlich nicht länger akzeptiert. Es ist höchste Zeit, dass die EU-Kommission im Zuge der Überarbeitung der europäischen Tierschutzregelungen ein EU-weites Verbot von Pelzfarmen und des Handels mit solchen Pelzen auf den Weg bringt,“ sagt Thomas Pietsch, Leiter des Bereichs für Wildtiere in der Unterhaltungsindustrie und im Textilbereich bei VIER PFOTEN.

Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife ergänzt: „Die katastrophalen Verhältnisse auf Pelzfarmen machen es nicht nur aus Tierschutzgründen dringend notwendig, die Farmen in der EU endlich zu schließen. Das steigende Risiko für die Übertragung von Zoonosen kommt noch on top. Mit dem Ergebnis der EBI muss die EU-Kommission nun zügig reagieren.“

Von Beginn an erfolgreich, sammelte die Initiative bereits am Starttag, dem 18. Mai 2022, 50.000 Unterschriften. Im Dezember 2022 wurde, früher als gedacht, die Zahl von einer Million Unterschriften überschritten, und nun, zweieinhalb Monate vor dem offiziellen Ende, wurden 1.701.892 Unterschriften erreicht – wodurch das Ziel von einer Million validierten Stimmen gesichert ist. Ein Großteil der Unterschriften (577.710) kam dabei aus Deutschland. Unterstützung für die EBI kam aus der gesamten EU: Ganze 21 EU-Mitgliedstaaten erreichten die erforderliche Unterschriftenzahl! Gebraucht hätte es nur sieben.

Die Entscheidung, die EBI früher zu schließen, wurde auch aufgrund ihres potenziellen Einflusses auf die bevorstehende Revision der EU-Tierschutzgesetzgebung im Rahmen der EU-Strategie „Farm to Fork“ getroffen. Bis Ende 2023 wird die Europäische Kommission einen Vorschlag zur Verbesserung der EU-Tierschutzgesetzgebung veröffentlichen, um sie an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse anzupassen. Die Wissenschaft hat eindeutig gezeigt, dass eine tierschutzkonforme Haltung der Tiere auf Pelztierfarmen nicht möglich ist. Folglich sollte ein Verbot der Pelztierzucht und des Handels von Pelzprodukten in den Vorschlag aufgenommen werden.

Die Europäische Bürger*inneninitiative (EBI) Fur Free Europe (Pelzfreies Europa)

Ein Bündnis von Tierschutzorganisationen hat die EBI Pelzfreies Europa ins Leben gerufen. Ziel der Petition, die von mehr als 80 europäischen Gruppen unterstützt wird, ist ein EU-weites Verbot der Haltung und Tötung von Pelztieren zum Zweck der Pelzgewinnung. Zudem sollen Pelze und Pelzprodukte aus der Pelztierzucht auf dem europäischen Markt verboten werden. Die Organisator*innen möchten dafür sorgen, dass die Grausamkeiten nicht einfach aus Drittländern in die EU importiert werden, sondern das Leid durch die Pelzindustrie in Europa endgültig beendet wird.

Eine Million Unterschriften aus sieben Ländern nötig

Für den Erfolg der EBI sind eine Million verifizierter Unterschriften von EU-Bürger*innen erforderlich, die in mindestens sieben EU-Mitgliedsstaaten gesammelt werden müssen. Die Europäische Kommission muss daraufhin mit einer offiziellen Antwort reagieren. Macht sie einen Gesetzesvorschlag, wird dieser dann dem Europäischen Parlament und dem Rat der EU vorgelegt. Wird er angenommen, wird er zum Gesetz. Bislang haben 14 der 27 EU-Mitgliedstaaten die Pelztierzucht verboten (einige mit Übergangsfristen). In Deutschland verlangen strenge Vorschriften, dass Pelzfarmen höhere Tierschutzstandards einhalten, was dazu geführt hat, dass die Pelztierzucht nicht mehr wirtschaftlich rentabel ist – gesetzlich verboten ist die Pelztierzucht hier jedoch noch nicht.

Pro Wildlife e.V.
www.prowildlife.de