BirdLife warnt: Die Geier Afrikas und Europas könnten innert wenigen Jahrzehnten aussterben

Der weltgrösste Naturschutzverband BirdLife International warnt, dass die Geier schon bald zu den bedrohtesten Vögeln der Erde gehören könnten. Die Gründe sind vielfältig – das grösste Problem aber ist der Wirkstoff , der in der als eingesetzt wird. Nehmen die Geier beim Fressen von Kadavern den Wirkstoff auf, sterben sie. BirdLife International hat deshalb die Kampagne «Stop Vulture Poisoning Now» gestartet. Der SVS/BirdLife will verhindern, dass Diclofenac auch in der Schweiz zugelassen wird.

Gänsegeier. Bild: Michael Gerber
Gänsegeier. Bild: Michael Gerber

Nachdem bereits in Asien Millionen von gestorben sind, könnte ihnen dasselbe Schicksal nun in Afrika und Europa blühen, warnen die Vogelschutzexperten von BirdLife International. Die Geier leiden darunter, dass kranke Nutztiere mit dem veterinärmedizinischen Wirkstoff Diclofenac, einem Entzündungshemmer, behandelt werden. Fressen die Geier an den Kadavern, nehmen sie den Wirkstoff auf und verenden: Für sie ist Diclofenac schon in kleinsten Mengen tödlich. Aus diesem Grund verschwanden in Indien, Pakistan und Nepal bereits 99 Prozent aller Geier, und mehrere Arten stehen am Rand des Aussterbens. Auf Druck von BirdLife-Partnern wurde daher Diclofenac in diesen Ländern in der Veterinärmedizin verboten und durch andere unproblematische Produkte wie Meloxicam ersetzt.

Jetzt aber sehen sich auch die Geier in Afrika und in Europa mit dem Problem konfrontiert. In Europa wurde Diclofenac in der Veterinärmedizin bereits in Spanien und Italien zugelassen und ist auf dem Markt erhältlich. Dies ist umso bedenklicher, da beide Länder den Grossteil der europäischen Geierpopulationen beherbergen (Spanien: 97% der europäischen Mönchsgeierpopulation). Insbesondere in Afrika kommen weitere Bedrohungen hinzu: vorsätzliche oder versehentliche Vergiftung, Tötung für die Verwendung von Körperteilen in der traditionellen Medizin, Verlust von Lebensräumen, Kollision mit Starkstromleitungen etc.

In der Schweiz, wo sich dank einem aufwändigen Wiederansiedlungsprojekt langsam wieder ein Bartgeierbestand entwickelt, ist das Medikament zurzeit nicht für den Einsatz in der Veterinärmedizin zugelassen, eine Zulassung könnte jedoch grosse Auswirkungen auf die fragilen Geierbestände haben. Auf Anfrage des SVS/BirdLife Schweiz, der Stiftung Pro Bartgeier und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach teilte die zuständige Behörde «Swissmedic» mit, dass sie die von Diclofenac ausgehende Gefährdung auf Geier zur Kenntnis genommen haben und bei der künftigen Begutachtungstätigkeit berücksichtigen werde. Der SVS/BirdLife Schweiz wird eine Zulassung in der Schweiz mit allen verfügbaren Mitteln bekämpfen.

Mit der Beseitigung von Kadavern von toten Tieren nehmen Geier eine wichtige Rolle im Ökosystem ein. So reduzieren Geier die Ausbreitung von Krankheiten. Jüngste Untersuchungen zeigen, dass auch Adler durch Diclofenac geschädigt werden können. „Bartgeier und Steinadler sind wieder in die Alpen zurückgekehrt. Durch die Zulassung von Diclofenac für die Veterinärmedizin drohen diese majestätischen Vögel wieder aus den Alpen zu verschwinden“, sagt Pascal König, Projektleiter Landwirtschaft beim SVS/BirdLife Schweiz.

Aus diesen Gründen hat BirdLife International – die grösste Naturschutzorganisation der Welt – das Programm „Stop Vulture Poisoning Now“ ins Leben gerufen. Der SVS/BirdLife Schweiz ruft auf, dieses wichtige Programm zu unterstützen.  Spenden sind möglich auf dieser Website: https://www.justgiving.com/stop-vulture-poisoning-now

 

[CH] 08. September 2014 – Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz
www.birdlife.ch