Im Meer treibende Mülltonne vor Fiji (Foto: Thomas Ronge)

Die gegenwärtigen Raten der globalen Plastikemissionen könnten Effekte auslösen, die wir nicht mehr rückgängig machen können, berichten Forschende aus Deutschland, Schweden und Norwegen in einer neuen Studie, die am 2. Juli im renommierten Wissenschaftsmagazin Science erscheint. Nach Ansicht der Autorinnen und Autoren ist die Plastikverschmutzung eine globale Bedrohung und Maßnahmen zur drastischen Reduzierung der Plastikemissionen in die Umwelt seien „die rationale politische Antwort“.

Plastik ist überall auf dem Planeten zu finden: von Wüsten und Berggipfeln bis zu tiefen Ozeanen und arktischem Schnee. Im Jahr 2016 reichten die Schätzungen der weltweiten Emissionen von Plastik in Seen, Flüsse und Ozeane von 9 bis 23 Millionen Tonnen pro Jahr, wobei eine ähnliche Menge jährlich an Land emittiert wird. Es wird erwartet, dass sich diese Schätzungen bis zum Jahr 2025 fast verdoppeln werden, wenn die Weltbevölkerung weitermacht, wie bisher („Business-as-usual“-Szenario). Das berichtet Mine Tekman vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) gemeinsam mit drei weiteren Fachleuten in ihrem Übersichtsartikel im Wissenschaftsmagazin Science, das dem Thema Plastik in der aktuellen Ausgabe ein ganzes Kapitel widmet.

„Plastik ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt, und es sickert überall in die Umwelt, selbst in Ländern mit einer guten Infrastruktur für die Abfallbehandlung“, sagt Matthew MacLeod, Professor an der Universität Stockholm. Er führt aus, dass die Emissionen tendenziell steigen, obwohl das Bewusstsein für Plastikverschmutzung in Wissenschaft und Öffentlichkeit in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat.

Für Mine Tekman, Doktorandin am Alfred-Wegener-Institut, ist diese Diskrepanz nicht überraschend, denn die Plastikverschmutzung ist nicht nur ein Umweltproblem, sondern auch ein „politisches und wirtschaftliches“. Sie glaubt, dass die derzeit angebotenen Lösungen wie Recycling und Reinigungstechnologien (Clean-up) nicht ausreichen und dass wir das Problem an der Wurzel packen müssen.

„Die Welt fördert technologische Lösungen für das Recycling und um Plastik aus der Umwelt zu entfernen. Als Verbraucher und Verbraucherinnen glauben wir, dass alles auf magische Weise recycelt werden kann, wenn wir unseren Plastikmüll richtig trennen. Technologisch gesehen hat das Recycling von Plastik viele Einschränkungen, und Länder, die über eine gute Infrastruktur verfügen, exportieren ihren Plastikmüll in Länder mit schlechteren Einrichtungen. Zudem gibt es ein grundsätzliches Problem mit biologisch nicht abbaubaren Materialien, die sich auch als Feinstäube und Fasern aus vielen Prozessen in der Umwelt verteilen. Daher sind drastische Maßnahmen erforderlich, wie neue abbaubare Materialien zu entwickeln, Wege um den Wert von recyceltem Kunststoff zu erhöhen, und das Verbot des Exports von Kunststoffabfällen, es sei denn, er erfolgt in ein Land mit besserem Recycling“, sagt Mine Tekman, die das AWI-Online-Portal litterbase.org mit entwickelt hat, das die wissenschaftliche Literatur zu Müll im Meer und dessen Auswirkungen laufend aktualisiert zusammenfasst.

Eine schwer umkehrbare Verschmutzung von abgelegenen Bereichen der Umwelt

Kunststoff reichert sich in der Umwelt an, wenn die emittierten Mengen diejenigen übersteigen, die durch Reinigungsinitiativen und natürliche Umweltprozesse entfernt werden. Letzteres geht durch einen mehrstufigen Prozess vonstatten, der als Verwitterung bekannt ist. „Die Verwitterung von Plastik geschieht aufgrund vieler verschiedener Prozesse, und wir sind bereits weit gekommen, um sie zu verstehen. Aber die Verwitterung verändert ständig die Eigenschaften der Kunststoffverschmutzung, was neue Fragen aufwirft“, sagt Hans Peter Arp, Forscher am Norwegischen Geotechnischen Institut (NGI) und Professor an der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU). „Der Abbau ist sehr langsam und kann die Akkumulation nicht stoppen, so dass die Belastung durch verwitterten Kunststoff nur zunehmen wird“, sagt Hans Peter Arp. Plastik ist daher ein „schlecht reversibler Schadstoff“, sowohl wegen seiner kontinuierlichen Emissionen als auch wegen seiner Umweltpersistenz.

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