Oftmals haben die Gitzi bis zur Ankunft am Schlachtbetrieb nach sechs bis acht Wochen ihr kurzes Leben auf mehren Betrieben verbracht und haben etliche Kilometer Transport hinter sich
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Schaf- und Ziegenmilch liegen im Trend. Das Fleisch der Tiere, insbesondere das Fleisch der Ziegen, hingegen weniger. Eine ungünstige Kombination für die Bauern und die Tiere.

Einerseits: Keine Milch ohne Geburten. Andererseits: Wohin mit den Jungtieren? Vom fühlenden Lebewesen zum lästigen Nebenprodukt ist es ein schmaler Grat.

Obwohl eher ein Nischenprodukt, erfreuen sich Milchprodukte sowohl vom Schaf wie von der Ziege zunehmender Beliebtheit beim Konsumenten. Auch das Fleisch vom Lamm findet guten Absatz. In der inländischen Ziegenhaltung allerdings spielt die Fleischproduktion eine nebensächliche Rolle. Und selbst wenn Ziegen- bzw. Gitzi-Fleisch auf den Tisch kommt, werden 38 Prozent (2017) des Verbrauchs importiert – trotz saisonal reichlich vorhandenem Inlandangebot.

«Abfallprodukte»
Der Trend zur Ziegenmilchproduktion führt zu einem wachsenden Angebot an Schlachtkitzen. Damit der Mensch anstelle der Tierbabys die Milch bekommt, werden die Neugeborenen von den Muttertieren kurz nach der Geburt getrennt. Die Aufzucht der Jungtiere rentiert kaum und so ist es gängige Praxis, dass die Tierkinder bereits im Alter von zwei bis drei Tagen von den Milchbetrieben an Händler verkauft werden. Oftmals haben die Tiere bis zur Ankunft am Schlachtbetrieb, nach nur sechs bis acht Wochen, ihr kurzes Leben auf mehreren Betrieben verbracht und haben etliche Kilometer Transport hinter sich. Der Kontrolldienst STS kennt die Bilder sichtlich ausgehungerter und gesundheitlich angeschlagener Gitzis vor dem Schlachthoftor. Und weil heute Ziegen und Schafe nicht in der Tierverkehrsdatenbank registriert werden müssen, lassen sich die verschlungenen Wege, die die kleinen Tiere bereits hinter sich haben, nur erahnen. Immerhin dies soll sich mit der ab kommenden Jahr geltenden Registrierungspflicht ändern.

Frisch geboren, wertlos
Fakt ist, dass insbesondere die jungen Geisslein kaum einen Wert haben. Als lästige Nebenprodukte werden sie auf manchen Mastbetrieben durch mangelhafte Haltungsbedingungen und fehlende Fürsorge entsorgt. Eine dringend notwendige Verbesserung der Situation liesse sich aus Sicht des Schweizer Tierschutz STS durch die gezielte Förderung muttergebundener Aufzucht oder zumindest der Mast auf dem Geburtsbetrieb erreichen.

Vom Bund wie auch vom Detailhandel fordert der STS vermehrte Anstrengungen zur Absatzförderung und produktionskostendeckende Preise für Schweizer Gitzi- und Lammfleisch. Der Import von billigem Fleisch aus dem Ausland, während sich im Inland die Aufzucht und Vermarktung der Jungtiere für den Bauern nicht lohnt, widerspricht dem Tierschutz.

[CH] 27. Juni 2019 – SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS www.tierschutz.com