Die Arktis steht vor einem Rekordverlust an Ozon – Arktisweite Messungen belegen rasanten Abbau während der vergangenen Tage

Perlmuttwolke / Photo: M. Rex.jpg

Potsdam/Bremerhaven, den 14. März 2011. Ungewöhnlich tiefe Temperaturen im Bereich der arktischen Ozonschicht führen dort aktuell zu einem rasanten Abbau von . Die steuert deshalb auf einen Rekordverlust des Spurengases zu, das die Erdoberfläche vor der ultravioletten Strahlung der Sonne schützt. Dies belegen Messungen eines internationalen Netzwerkes aus über 30 Ozonsondierungsstationen, die über die gesamte Arktis und Subarktis verteilt sind und von der Forschungsstelle Potsdam des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft (AWI) koordiniert werden.

„Unsere Daten zeigen, dass in den letzten Wochen in dem für die Ozonkonzentration entscheidenden Höhenbereich der arktischen Atmosphäre bereits etwa die Hälfte des Ozons zerstört wurde“, beschreibt AWI-Forscher Dr. Markus Rex die gegenwärtige Lage. „Da die Bedingungen für diesen ungewöhnlich starken Ozonabbau weiter andauern, rechnen wir mit weiteren Ozonverlusten in den nächsten Wochen.“ Die gegenwärtig zu beobachtenden Veränderungen könnten sich auch außerhalb der dünn besiedelten Arktis auswirken. Luftmassen, die dem Ozonverlust über der Arktis ausgesetzt sind, driften später oftmals südwärts. Durch die verminderte UV-Schutzwirkung der ungewöhnlich stark angegriffenen Ozonschicht können daher einzelne Episoden hoher UV-Belastung auch in mittleren Breiten auftreten. „Auf ausreichenden Sonnenschutz ist daher in diesem Frühjahr besonders zu achten“, empfiehlt Rex.

Zu Ozonabbau kommt es, wenn die Abbauprodukte von menschengemachten Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) durch große Kälte in aggressive ozonzerstörende Substanzen verwandelt werden. Bereits seit einigen Jahren weisen die Wissenschaftler jedoch auch auf einen Zusammenhang zwischen Ozonverlusten und Klimaveränderungen hin. Im Bereich der arktischen Ozonschicht hat die Häufigkeit kalter Winter seit Mitte des letzten Jahrhunderts zwar eher etwas abgenommen, die Bedingungen während dieser kalten Winter sind aber immer eisiger geworden und haben solch schwerwiegenden Ozonverlust in der Arktis erst ermöglicht. „Der aktuelle Winter setzt die Entwicklung fort, die durchaus im Zusammenhang mit der globalen Klimaerwärmung stehen kann“, erläutert Atmosphärenforscher Rex einen nur auf den ersten Blick paradox erscheinenden Zusammenhang. „Vereinfacht gesagt halten steigende Treibhausgaskonzentrationen die Wärmestrahlung der Erde in tieferen Luftschichten zurück und erwärmen diese. In der darüber gelegenen Stratosphäre gelangt weniger der wärmenden Strahlung, dort kommt es dann zu einer stärkeren Abkühlung.“ Diese Abkühlung findet ausgerechnet im Bereich der Ozonschicht statt und bewirkt offensichtlich die nun beobachtete Verstärkung des Ozonabbaus. „Die komplizierten Details der Wechselwirkungen zwischen der Ozonschicht und änderungen sind jedoch noch nicht verstanden und Gegenstand aktueller Forschungsprojekte“, so Rex. Die Europäische Union finanziert diese Arbeiten im Projekt RECONCILE, ein mit 3,5 Millionen Euro unterstütztes Forschungsprogramm in dem 16 Forschungsinstitutionen aus acht europäischen Staaten an einem verbesserten Verständnis der arktischen Ozonschicht arbeiten.

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