Europa am Ende: Früher EU-Erschöpfungstag muss Weckruf für Politik sein

Photo: pexels.com

EU-Erschöpfungstag bereits am 10. Mai: WWF fordert Kurskorrektur von Staats- und Regierungschefs – Drohender Zusammenbruch unserer Ökosysteme erfordert Notfallplan

Wien, Sibiu, 9. Mai 2019. Würden alle Menschen auf der Welt so leben wie in der Europäischen Union, hätten wir bereits am 10. Mai alle aufgebraucht, die unsere Erde in diesem Jahr natürlich zur Verfügung stellen kann. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Report der Natur-und Umweltschutzorganisation WWF sowie des Global Footprint Netzwerks. Anlässlich des heutigen EU-Gipfels im rumänischen Sibiu fordert der WWF daher von den Staats- und Regierungschefs den Beschluss eines umfassenden Nachhaltigkeitspakts. „Der Schutz unserer Lebensgrundlagen muss ganz oben auf der EU-Agenda stehen. Alles andere ist nicht nur unverantwortlich, sondern sogar gefährlich. Der drohende Zusammenbruch unserer Ökosysteme muss endlich als das behandelt werden, was es ist: Ein akuter Notfall, der dringend Maßnahmen erfordert“, sagt Hanna Simons, Leiterin Natur- und Umweltschutz beim WWF .  Der WWF fordert, dass die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) in den Mittelpunkt allen Handelns gestellt werden und dass nach den EU-Wahlen ein Nachhaltigkeitspakt verabschiedet wird, der ambitionierte Sofort-Maßnahmen für mehr Umwelt- und Klimaschutz enthält. „Beschwichtigt wurde lange genug, jetzt muss es um konkrete Taten gehen“, sagt Simons auch unter Verweis auf den jüngsten UN-Bericht zum weltweiten Artensterben.

„Ab dem 10. Mai übersteigt unser ökologischer Fußabdruck die Biokapazität der Erde. Die Natur kann nicht mehr erneuern, was wir verbrauchen. Wir in Europa leben so, als stünden uns 2,8 Planeten zur Verfügung. Das ist eine immense Belastung für Umwelt und Natur“, warnt Hanna Simons. Der menschliche Raubbau führt zum Verlust der biologischen Vielfalt, Wasserknappheit, Bodenerosion und Luftverschmutzung sowie zur Klimakrise, die wiederum häufigere Wetterextreme wie Dürren oder Überschwemmungen verursacht. „Wer daher ein sicheres und wettbewerbsfähiges Europa will, muss zuerst gegen die Klimakrise und die Umweltzerstörung kämpfen. Eine verursachergerechte CO2-Bepreisung würde viel dazu beitragen“, fordert WWF-Expertin Simons. Zum Nachhaltigkeitspakt gehört, Produktion und – insbesondere von Lebensmitteln –auf ein nachhaltiges Niveau zu bringen. Dazu gehört, rasch aus fossilen Energien auszusteigen und bis 2040 klimaneutral zu werden. Dazu gehört, das rasante Artensterben zu stoppen und den Bodenverbrauch einzubremsen. Dazu gehört auch, unser zu schützen und überlastete Flüsse zu sanieren.

Der EU-Erschöpfungstag, auch EU-Overshoot Day genannt, findet von Jahr zu Jahr alarmierend früher statt. Noch in den 1960er Jahren lag er im Oktober. Damit verbunden sind steigende Risiken für Mensch, Natur und Umwelt sowie der unwiederbringliche Verlust vieler Tiere und Pflanzen. Einer der größten Treiber dafür ist der hohe Ausstoß an Treibhausgasen. Auch Österreich muss viel mehr tun, denn bezeichnenderweise war der nationale Erschöpfungstag bereits am 9. April und damit weit vor dem EU-Schnitt. „Doch anstatt endlich ins Handeln zu kommen, konserviert die Bundesregierung fossile Relikte wie das Dieselprivileg und verweigert eine echte Ökologisierung unseres Steuersystems. Auch der Natur- und Artenschutz wird stiefmütterlich behandelt. Nur noch wenige Flüsse sind ökologisch intakt, die Gewässersanierung liegt auf Eis, wie zuletzt der Rechnungshof bestätigt hat“, nennt WWF-Vertreterin Simons eine Auswahl der vielen Defizite.

[AT] 09. Mai 2019 – WWF Österreich www.wwf.at